
Wie College-Tennis funktioniert vs. Tennis in Europa
Die wichtigsten Unterschiede zwischen College-Tennis in den USA und Tennis in Europa
Linn Goerdes, Tennis-Botschafterin bei Keystone Sports, spielt und studiert derzeit an der University of North Georgia. Sie hat sowohl das europäische als auch das amerikanische Tennissystem aus erster Hand erlebt. In diesem Artikel teilt sie ihre Erfahrungen über den Wechsel vom Tennis in Europa zum College-Tennis in den USA.
1. Coaching- und Trainingsstil
Zunächst einmal sind das Training und der Coaching-Stil in den USA ganz anders als das, was ich von zu Hause gewohnt war. In Europa konzentriert sich das Tennistraining stärker auf Punktspiele und Schlagübungen mit Ballkörben, um die Konstanz, Technik und Ausdauer im Match zu verbessern. Der Fokus liegt auf Wiederholungen und der Verfeinerung der Schläge durch intensives Training.
Im College-Tennis wird dagegen strategischer trainiert. Trainer legen mehr Wert auf Spielsituationen, Doppel- und Einzelstrategien sowie auf die Entscheidungsfindung während der Punkte. Statt nur Schläge und Technik zu verbessern, lernen die Spieler vor allem, wie sie Punkte aufbauen, die Züge ihrer Gegner vorhersehen und ihren Spielstil anpassen können. Taktik und Strategie stehen stärker im Vordergrund als die reine technische Perfektion.
Zudem liegt der Fokus im College-Tennis stärker auf Ergebnissen als auf individueller Entwicklung. Erfolg wird hier oft an Konstanz und der Fähigkeit, lange Ballwechsel zu halten, gemessen – nicht nur an der perfekten Schlagtechnik. Statt nur eine Fähigkeit zu beherrschen, geht es darum, den Ball im Spiel zu halten, Druck aufzubauen und Fehler zu minimieren. In vielerlei Hinsicht wird Tennis so zu einem mentalen ebenso wie zu einem physischen Kampf, bei dem Disziplin, Durchhaltevermögen und mentale Stärke den Ausgang eines Matches stark beeinflussen. Um mich anzupassen, musste ich meine Einstellung zum Training und Wettkampf grundlegend überdenken.
2. Mentalität und Auftreten auf dem Platz
Natürlich spielt auch die mentale Einstellung und das Verhalten auf dem Platz eine große Rolle. Bevor ich in die USA kam, war ich auf dem Platz eher ruhig und habe mich nur dann selbst gepusht, wenn es nötig war. Jetzt rufe ich oft „Come on!“ oder „Let’s go!“, wenn ich einen Punkt gewinne.
In meinem ersten Match in den USA habe ich beim allerersten Punkt einen Doppelfehler gemacht. Meine Gegnerin schrie laut auf und sah mir direkt in die Augen. In diesem Moment wurde mir klar, dass College-Tennis in den USA anders ist als nationale Turniere in Deutschland. Ich würde sogar sagen, dass etwa 20 % des Matchausgangs davon abhängen, wer mehr Energie auf dem Platz hat und seinen Gegner mental besiegen kann – nicht nur körperlich.

3. Unterschiede im Kraft- und Konditionstraining
Ein weiterer großer Unterschied ist das Fitnesstraining. In Europa bin ich zwei- bis dreimal pro Woche ins Fitnessstudio gegangen und habe gelegentlich ein Konditionstraining gemacht. In den USA hingegen lieben sie intensives Krafttraining und Langstreckenläufe. Wir haben drei- bis viermal pro Woche Krafttraining vor dem Unterricht und ein bis zweimal pro Woche zusätzliches Konditionstraining – manchmal sogar mehr, je nach Spielplan.
Die Einheiten hier sind viel intensiver als die typischen Fitnessstudioworkouts in Europa. Jedes Mal wird erwartet, dass man sein Maximum erreicht. Wir dokumentieren das höchste Gewicht, das wir bei jeder Übung heben, und unsere Athletiktrainer bestimmen daraufhin unser nächstes Trainingsgewicht. Dasselbe gilt für das Konditionstraining.
Während Konditionstraining in Europa oft aus einem 3-km-Lauf oder einem HIIT-Zirkel besteht, ist es hier eine ganz andere Liga. Die Belastung ist viel höher, die Pausen sind kürzer, und wir absolvieren oft ganze Konditionszirkel im Fitnessstudio.
Das alles mag anfangs extrem klingen, aber wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, liebt man es. Es ist ein unglaubliches Gefühl, seinen Körper stärker zu sehen und ein hartes Workout zu beenden, das man sich vorher nicht zugetraut hätte. Letztendlich tun wir das alles, um in Turnieren und Matches unser Bestes zu geben.
4. Matchformat und Ranglistensystem
Das Matchformat unterscheidet sich ebenfalls vom Tennis in Europa. Im College-Tennis gibt es das sogenannte „No-Ad“-Scoring: Beim Spielstand von 40-40 (Einstand) entscheidet der nächste Punkt das Spiel – es gibt keine Vorteil-Regel. Das macht die Matches schneller und spannender, nimmt aber auch die Möglichkeit, sich durch lange Einstand-Duelle durchzukämpfen, was oft konstantere Spieler bevorzugt.
Ein weiterer Unterschied ist die „No-Let“-Regel beim Aufschlag. Das bedeutet, dass das Spiel weiterläuft, wenn der Ball beim Aufschlag das Netz berührt, aber dennoch ins richtige Aufschlagfeld fällt. Dadurch müssen Spieler jederzeit fokussiert bleiben und sich auf unvorhersehbare Situationen einstellen.
Die Matchformate variieren je nach Wettbewerb. Doppel werden meist als „Six-Game Pro Set“ mit No-Ad-Scoring gespielt, während Einzelmatches im Best-of-Three-Format ausgetragen werden. In manchen Fällen werden Doppel auch als verlängertes Acht-Spiel-Set mit Tie-Break bei 7-7 gespielt. Diese Formate machen die Spiele spannender und erhalten die Wettkampfatmosphäre.
Alle Ergebnisse fließen in die Universal Tennis Rating (UTR) und die World Tennis Number (WTN) ein – zwei Systeme, die Coaches zur Rekrutierung und zum Vergleich von Spielern nutzen. Das unterscheidet sich von Europa, wo nationale Ranglisten das Spielniveau bestimmen. Diese Systeme ermöglichen eine internationalere Vergleichbarkeit und bieten einen umfassenderen Überblick über die Leistungen der Spieler.

5. Tennis wird zum Teamsport
Eine der größten Überraschungen für mich war, dass College-Tennis viel mehr als ein Einzelsport ist. Die meisten Tennisspieler in Europa treten nur für sich selbst an, und ihre Ergebnisse beeinflussen nur ihre eigene Ranglistenposition. Im College-Tennis zählt jedoch jedes Match für das Gesamtergebnis des Teams.
Ein normales Spiel besteht aus drei Doppel- und sechs Einzelmatches. Jedes gewonnene Match bringt dem Team einen Punkt. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt. Man spielt also nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Teamkollegen, die Trainer und die Universität. Dadurch entsteht eine völlig neue Dynamik.
Im Gegensatz zum europäischen Tennis sind College-Matches geprägt von Teamgeist, lautem Anfeuern und Unterstützung von der Seitenlinie. Diese Team-Komponente ist eines der besten Erlebnisse am College-Tennis, da sie ein starkes Gemeinschaftsgefühl schafft und Freundschaften vertieft.
Obwohl sich das System hier stark von dem in Europa unterscheidet, liebe ich die Atmosphäre der Matches in den USA. Tennis ist hier nicht nur ein Spiel – es steckt so viel mehr dahinter. Es gibt so viele Faktoren, die die Leistung beeinflussen, an die ich vorher nie gedacht hatte. Ich denke, es ist ein einzigartiges Konzept und definitiv eine Erfahrung wert.
Willst du College-Tennis in den USA spielen?
Bei Keystone Sports helfen wir Tennisspielern wie Linn Goerdes, Stipendien an US-Universitäten zu erhalten. Dank unseres großen Netzwerks an College-Coaches und unserer Expertise im US-Collegiate-System können wir dich mit dem passenden Programm für deine sportlichen und akademischen Ziele verbinden.
Starte deine Reise zu einem Tennisstipendium und fülle jetzt unsere kostenlose Einschätzung aus!
Artikel teilen:
Weitere Neuigkeiten

College-Esport-Stipendien: Was sie sind und wie du eins bekommen kannst
E-Sport hat sich als beliebtes Hobby etabliert, aber auch als wettbewerbsfähiger Sport. Was noch cooler ist? Universitäten in den Vereinigten Staaten bieten Stipendien für E-Sport Spieler an!

Wie man ein Rugby-Stipendium in den USA erhält
Mit der wachsenden Beliebtheit von Rugby an amerikanischen Universitäten gibt es immer mehr Möglichkeiten für internationale Studenten, Rugby-Stipendien zu erhalten. Hier erfährst du alles, was du über Rugby-Stipendien wissen musst!

Tipps für einen Universitätswechsel als Student-Athlete
Ein Universitätswechsel als Student-Athlete kann komplex sein, aber mit der richtigen Unterstützung wird er zu einer Chance, sowohl die akademische als auch sportliche Karriere voranzutreiben. Keystone Sports vereinfacht jeden Schritt, um die perfekte Universität für dich zu finden.